Pilgerweg Innsbruck-Rom Teil 3
Franziskusweg
von 12.05.2016 bis 25.05.2016
Autor: Brigitte Wallner12.05.2016
1. Tag – Modigliana – Marzanella – 19 km
Wir beginnen nun die 3. Etappe im Reisetagebuch wieder mit dem ersten Tag auf dem Franziskusweg. Für uns ist es heute der 28. Tag auf der Pilgertour nach Rom.
Jeden Morgen gehen wir gerne wieder los; verlassen unsere Unterkunft und wissen, dass wir am Abend wieder ankommen an einem anderen Ort.
Wir schauen noch einmal zurück auf das Städtchen Modigliana und gehen frohen Mutes nun zu Dritt weiter. Der Tag ist kurzweilig. Es gibt einiges zu erzählen und wir haben eine gemütliche Rast mitten im Wald. In den nächsten Tagen sind wir in der Natur unterwegs und verlassen in La Verna den Nationalpark.
Daher kann es sein, dass wir nicht immer Internetverbindung haben werden. Es ist heute schon eher schwierig.
Wir übernachten heute im Rifugio Capannina; werden von 2 Hunden laut bellend begrüßt.. Die Vermieter sind freundlich und wir wohnen familiär mit Verpflegung mitten im Wald,
13.05.2016
2. Tag – Marzanella – Portico di Romagna – Premilcuore – 23 km
Wir verabschieden uns herzlich von der netten Vermieterin, die uns gastfreundlich bewirtet hat. Auch noch ein Ciao unserem italienischen Pilger, der mit uns übernachtet hat.
Starker, frischer Wind lässt uns flott voran schreiten. Nach 2 Stunden gelangen wir in das romantische Kleinstädtchen Portico di Romagna und machen Pause in einer Bar.
Immer wieder ziehen Wolken über den Himmel und am Nachmittag entkommen wir den Regenschauern nicht mehr. Sie halten sich jedoch in Grenzen und wir erreichen die kleine Stadt Premilcuore, wo wir heute übernachten.
Das tagelange Gehen macht sich bemerkbar. Nadine plagt ein Hühnerauge und mein rechter Fuß meldet sich auch.
So ist es gut, dass wir nicht zu lange Etappen haben, um uns nicht zu verausgaben. Schließlich haben wir noch einige Tage vor uns, und freuen uns auf die Touren im Apennin.
14.05.2016
3. Tag – Premilcuore – Bivaco Fratto – Corniolo – 20 km
Den Aufstieg durch den Wald, in Summe 600 Höhenmeter, passieren wir im Regen. Der Weg ist nass, glitschig und es erfordert achtsames Gehen.
In 1077 m Höhe gelangen wir auf einen Forstweg und bald zeigt sich sogar die Sonne. Wir nutzen die Zeit und machen um 12 Uhr Rast und trocknen unsere Ponchos.
Den Rest des Tages ist der Wettergott gnädig und wir kommen trocken in Corniolo an.
Nach dem Besuch der Kirche treffen wir auf Francesca, die uns den Pilgerstempel gibt, bevor wir in das Albergo da Gigino gehen.
Wir werden herzlich begrüßt und freuen uns schon auf das Abendessen, das im Pilgerführer besonders gelobt wird.
Wir sind wieder einmal gut angekommen und dankbar, dass alles gut gegangen ist,
15.05.2016
4. Tag – Corniolo – Campigna – Passo Calla – Poggio Scali – Camaldoli – 28 km
Für Heimo zum Geburtstag haben wir ihm heute die echte Königsetappe geschenkt.
Die heutige Tour war 28 km lang, mit 1230 Höhenmetern hinauf und 1000 Metern hinunter die anstrengendste Wanderung mit 44.000 Schritten der ganzen Pilgerzeit. Wir sind früh gestartet und hatten während der Aufstiege gutes Wetter. Auf dem Passo Calla auf 1300 m Höhe verlassen wir die Emilia Romagna und tauchen ein in die Toskana. Nach gut einer Stunde erreichen wir den höchsten Punkt des gesamten Pilgerweges, den Poggio Scali mit 1530 m.
Von dort haben wir einen grandiosen Ausblick und bei klarer Sicht kann man das Meer und Rimini sehen.
Heute ist dies allerdings nicht möglich. Wir setzen uns hin um unsere Jause zu essen. Eine bedrohliche dunkle Wolke lässt uns nach 10 Minuten abbrechen und weiter gehen. Im Nu ist der Regen da und die letzten 3 Stunden schreiten wir tapfer weiter. Im netten Albergo in Camaldoli kommen wir nach 8 Stunden durchnässt und ausgekühlt an.
Mit einem Schluck Enzner Schnaps schützen wir uns vor einer Verkühlung, und grüßen ganz herzlich alle Galtürer, besonders Zimalis Frieda, Nona und Gota.
16.05.2016
5. Tag – Camaldoli – Bada Prataglia – Rimbocchi – Biforco – 21,5 km
Die heutige Etappe führt uns weiter durch den Nationalpark und wieder mit 1000 Höhenmetern. Das Wetter ist instabil. Wir gehen los bei 5 Grad und kühlem Wind. Die Wege sind nass und rutschig, aber wir kommen um 16.00 Uhr trocken an.
In den Wäldern sind viele Wildschweine und wir haben Glück. Vor uns auf dem Wanderweg tummeln sich an die 10 Frischlinge. Etwas später sehen wir eine Gruppe von ca. 25 Stück über eine Lichtung laufen. Um sie fotografisch fest zu halten, waren sie zu schnell.
Die sehr alte Kapelle, die wir heute als Aufnahme drinnen haben, hat eine besondere Atmosphäre. Im Pilgerführer steht, dass angeblich schon der heilige Franziskus darin gebetet hat. Es ist ein besonderer Platz.
Wir übernachten heute in einem Refugio und gemeinsam mit uns wieder der italienische Pilger, den wir wieder treffen.
17.05.2016
6. Tag – Biforco – La Verna – 8 km
Wir starten von Biforco um 7.15 Uhr und wollen ein verspätetes Frühstück im Kloster von La Verna einnehmen.
Der Aufstieg erfolgt bei kühlen Temperaturen und lässt und gut voran schreiten. Doch zu Beginn heißt es Schuhe ausziehen. Der Bach führt zu viel Wasser und wir waten barfuß durch das kalte Wasser; kneippen am Beginn des Tages.
Die Wege sind vom Regen durchtränkt und manchmal wird es zu einer richtigen Rutschpartie. Vor allem kurz vor dem Kloster in dem alten, mystischen Wald, wo sich Franziskus mit seinen Minderbrüdern aufgehalten hat, wird es schwierig den nassen, lehmigen Waldboden zu beschreiten. Wir können uns kaum vorstellen, wie die Brüder früher mit ihren Sandalen gegangen sind. Unsere Schuhe und Hosen sehen ziemlich dreckig aus. Der Wald ist wunderschön und strahlt Ruhe und Frieden aus.
Belohnt werden wir von einer großen Klosteranlage mit wundervoller Aussicht, mit der Basilika, mehreren Kapellen, darunter die Stigmata Kapelle, Gebetsplatz des Franziskus und vieles mehr. Wir beschließen heute in La Verna zu bleiben und nehmen uns Zeit für diesen spirituellen Platz.
In Albergo Letizia bekommen wir gute Pasta, ein sauberes Zimmer und können uns und unsere Pilgerkleidung reinigen, bevor es Morgen wieder weiter geht.
18.05.2016
7. Tag – La Verna – Eremo Casella – Caprese Michelangelo – 18 km
Wir verlassen La Verna am sonnigen Morgen und steigen auf einem schönen Wanderweg hinauf Richtung Eremo della Casella. Wir blicken immer wieder zurück und haben einen wunderbaren Blick auf das Dorf La Verna und das Kloster, das erhaben oberhalb liegt.
Nach 2,5 Stunden erreichen wir die Einsiedelei Casella, die uns einlädt zu einer Rast. Kirche und Eremitage sind offen und wir stellen uns vor, wie der heilige Franziskus hier gewesen ist.
Der Weg ist idyllisch. Wir treffen ein einheimisches Ehepaar, die auf der Suche nach Pilzen sind.
So genießen wir das Gehen, da heute kein Regen vorher gesagt ist und lassen uns Zeit.
Auf einer Forststrasse gehen wir längere Zeit abwärts, und kommen schließlich in Caprese Michelangelo, unserem heutigen Etappenziel an.
Hier befindet sich das Geburtshaus aus dem 14. Jh. des großen Künstlers und ein Museum.
Wir lassen den Tag ausklingen und genießen die Aussicht in die toskanischen Hügel und Berge.
19.05.2016
8. Tag – Caprese Michelangelo – Monte Fungaia – Palazzone – Sansepolcro – 25 km
Wir genießen die Wanderung durch die toskanischen Hügel und gehen noch auf einen Berg, den Monte Fungaia mit 660 m Höhe.
Auf einmal hören wir ein Fiepsen am Wegesrand in einem Graben und können dies nicht zuordnen. Bis wir in zwei verängstigte Augen eines noch ganz kleinen Rehkitzes blicken. Einige Meter weiter sehen wir am Waldrand 3 große Rehe und hoffen, dass das Kitzlein wieder zu seiner Mutter findet.
Wir gelangen zum Stausee Montedoglio. Hier beginnt das Tibertal mit dem Fluss Tiber.
Die Landschaft wird weit und die letzten 8 Kilometer gehen wir flach immer gerade aus in die Kleinstadt Sansepolcro, unserem heutigen Etappenziel. Der Regenponcho ist auch heute wieder Begleiter. Immer wieder ziehen Schauer über unseren Köpfen vorbei.
Wir treffen seit 3 Tagen täglich neue Pilger. Eine kleine Gruppe von 5 Österreichern begegnet uns immer wieder, und heute unterwegs unterhalten wir uns kurz mit einem Ehepaar aus Australien, das auch bis Rom pilgern möchte. Sie wurden von einem Engländer begleitet.
Nach den stillen Tagen in den Bergen, gewöhnen wir uns langsam wieder an die Zivilisation.
20.05.2016
9. Tag – Sansepolcro – Citta' di Castello – 29 km
Heute kommt es anders, als wir vorgehabt hatten.
Gestern Abend ein Gewitter, heftigen Regen am Abend und während der Nacht, bringen viel Nässe in die Landschaft.
Wir starten um 8.00 Uhr, ziehen kurz danach wieder unseren Regenponcho an und machen uns auf den Weg zur Einsiedelei Montecasale. Der Pfad ist rutschig und nass. Wir gehen achtsam, trotzdem rutsche ich aus und stehe unverletzt, aber dementsprechend dreckig wieder auf.
Kurz bevor wir zur Einsiedelei aufsteigen wollen, in der noch 3 Kapuzinerbrüder leben, kommt uns ein Pilger aus England entgegen. Er rät uns ab hinauf zu steigen, da der Weg sehr rutschig ist. Da es immer noch regnet und die Aussicht auf Besserung nicht in Sicht ist, beschließen wir abzubrechen.
Wir gehen auf der Straße zurück nach Sansepolcro und nehmen uns für den Rest des Tages Zeit zur Erholung, Da kein Bus fährt in den nächsten 3 Stunden nehmen wir uns ein Taxi, fahren nach Citta' di Castello und nehmen Quartier in einem schönen Hotel. Wie gut tut eine Sauna nach dem vielen nassen und kühlen Wetter.
Morgen soll es besser werden, und da möchten wir die Etappe nach Pietralunga mit 31 km absolvieren.
21.05.2016
10. Tag – Citta' di Castello – Molino der Sasso – Candeggio – Pieve de Saddi – Pietralunga – 31 km
Ein wunderbarer Pilgertag neigt sich dem Ende, und wir sitzen müde und glücklich in der Bar.
Die Strecke war mit 31 km zwar lang, aber wir haben den Tag genossen. Die Landschaft Umbriens mit den sanften Hügeln in den satten, verschiedenen Grüntönen, mit den Wäldern, Wiesen und idyllisch gelegenen Bauernhöfen, lassen uns immer wieder innehalten.
Der sonnige Tag tut uns gut, und wir können wieder einmal in Ruhe Mittagsrast halten, und müssen nicht den Himmel beobachten, ob dunkle Wolken aufziehen.
Doch die Etappe ist lang und wir maschieren flott weiter Richtung Pietralunga dem Ziel unseres heutigen Tages.
Die mittelalterliche Kleinstadt empfängt uns mit einer bezaubernden Altstadt und freundlichen Menschen.
Morgen haben wir noch eine längere Etappe vor uns, aber am Ziel erwartet uns eine der schönsten Städte Italiens, Gubbio.
22.05.2016
11. Tag – Pietralunga – San Benedetto – Montecchio – Raggio – Gubbio – 27 km
Wir haben einen treuen Begleiter auf unserer Pilgertour. Der Ruf des Kuckuck begleitet uns vom ersten Tag an. Wir freuen uns, wenn wir ihn hören und in Gedanken nicken wir ihm zu und sagen, schön dich zu hören.
Die heutige Etappe führt uns durch einen schönen Eichenwald, gemischt mit stämmigen Buchenbäumen. Der Wald spendet Schatten und der Weg ist schön zu gehen.
Nach mehreren Kilometern, die wir im Sonnenschein und Vogelgezwitscher gehen, öffnet sich der breite Talboden von Gubbio.
Wir staunen wieder einmal über die harmonische, fruchtbare Landschaft Umbriens und gehen die letzten 7 Kilometer flach in die Stadt hinein.
Hier wird heute gefeiert. Viele Menschen sind unterwegs, die jungen Leute tragen traditionelle Kleidung, und es geht laut und lustig zu bei den Itlaienern.
Sobald wir unseren Pilgerstaub abgewaschen haben, werden wir die Stadt besichtigen, und mit einem Abendessen und Wein den Tag beschließen.
23.05.2016
12. Tag – Gubbio – Agriturismo Valdichiascio – 11 km
Wer an einem Wochenende im Mai nach Gubbio kommt, kann an einem großen Fest teil nehmen. Die Häuser waren geschmückt mit Fahnen und die Straßen voll mit fröhlichen Menschen. Gefeiert wurde bis 5 Uhr früh. Wir konnten Musik und Lachen und viel Fröhlichkeit bis in die Morgenstunden hören.
Es hat uns nichts ausgemacht. Schließlich hatten wir heute eine kurze Etappe zu gehen, konnten länger schlafen und ausgiebig das umfangreiche Frühstück des Albergo genießen. Sogar Honig mit Waben voll Propolis waren am Büfett. Das erste weiche Ei seit Tagen hat köstlich geschmeckt.
Die Tour von Gubbio nach Valfabricca ist 33 km lang und wir splitten sie in 2 Etappen.
So gingen wir heute entspannt 11 km zu einem gemütlichen Agritourismo und machen die restlichen 22 km Morgen.
Den Regenponcho haben wir heute prophylaktisch ausgepackt. Wir hatten Glück. Der Regen prasselte erst vom Himmel als wir bei der netten Wirtin eingecheckt hatten.
Übermorgen werden wir in Assisi ankommen und damit endet der Franziskusweg, und unser Ziel Rom wird immer greifbarer.
Heute wollen wir ganz besonders alle Brucker herzlich grüßen und unseren Pfarrer Dr. Weihrauch.
24.05.2016
13. Tag – Agriturismo Valdichiascio – Valfabbrica – 20 km
Agriturismo sind Privatzimmervermieter auf dem Bauernhof und auf dem Land. Wir haben in diesen Unterkünften nur gute Erfahrungen gemacht,
Die Vermieter sind gastfreundlich, die Zimmer liebevoll eingerichtet, die Heizung wird für den ausgekühlten, nassen Pilger aufgedreht und das Essen ist gut.
Wir hatten Gestern einen gemütlichen Abend zusammen mit 5 anderen Pilgern. Die Vermieterin hat umbrische Speisen mit Trüffel gekocht, es gab Hauswein und am Ende servierte Sie uns einen köstlichen Nußschnaps oder Grappa.
Ich möchte eigentlich vom Wetter nicht mehr schreiben, aber beim Pilgern spielt es doch eine Rolle. Auch wenn man sagt, der Pilger geht bei jedem Wetter. Wir hatten in der Nacht ein heftiges Gewitter mit starken Regengüssen, und waren froh, in unseren warmen Betten zu liegen.
Auf der heutigen Etappe waren die Wege dementsprechend nass und glitschig und wir sind wieder einmal ziemlich dreckig im Ostello Francescano angekommen.
Wir sind heute nicht dem Franziskus Wegweiser gefolgt, und den Weg den unser Pilgerführer vorschreibt gab es nicht mehr. Heimo hat dann mit GPS eine Straße gefunden, die neu gebaut wird, aber völlig verlassen war. Es wurde abenteuerlich. Wir sind über einen eingezeichneten Stausee gegangen, der aufgelassen ist, und sind nach 1,5 Stunden wieder auf den Franziskusweg gestoßen. Gut, dass wir den erfahrenen Guide Heimo dabei hatten.
25.05.2016
14. Tag – Valfabbrica – Assisi – 13 km
Am 41. Tag unserer Pilgerreise kommen wir in Assisi, dem welt bekannten Wallfahrtsort des Heiligen Franziskus an. Der Weg führt von Valfabbrica auf eine Anhöhe zum Friedhof S. Nicolo und bald sehen wir schon aus der Ferne die Basilika San Francesco.
Ein wunderbarer Waldweg führt uns am Ende direkt zur Kirche, vorbei an der Friedensglocke, gestiftet von Bayern für die 4 großen Weltreligionen.
Assisi hat 30.000 Einwohner und 5 Mio. Besucher pro Jahr.
Wir haben Glück, als wir um 12.00 Uhr an der Basilika eintreffen. Es sind wenig Menschen da.
Dann gibt es große Wiedersehensfreude mit Angelika, die mit ihrer Freundin Reingard mit dem Auto angereist ist.
Bevor wir um 18.00 Uhr in die Messe gehen, die speziell für die Pilger gefeiert wird, erhalten wir den Pilgerstempel von Assisi und die Pilgerurkunde für den Franziskusweg.
Damit endet die Etappe des Franziskusweges, der uns doch einiges abverlangt hat. Wir beginnen Morgen mit dem letzten Abschnitt unserer Tour, mit dem Romweg, der uns in 12 Etappen und 250 km zum Ziel unserer Reise bringen wird.
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